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Ännchen-Haus mit Blick auf die Godesburg | Die Lindenwirtin. | Rudolf Baumbach.Gedruckte Beschriftung der Rückseite:
Keinen Tropfen im Becher mehr,
Und der Beutel schlaff und leer,
Lechzend Herz und Zunge.
Angetan hat's mir dein Wein,
Deiner Äuglein heller Schein,
Lindenwirtin, du junge,
Lindenwirtin, du junge.
Und die Wirtin lacht und spricht:
"In der Linde gibt es nicht
Kreid' und Kerbholz leider.
Hast du keinen Heller mehr,
Gib zum Pfand dein Ränzel her,
Aber trinke weiter,
Aber trinke weiter."
Tauscht der Bursch' sein Ränzel ein
Gegen einen Krug voll Wein,
Tät' zum Geh'n sich wenden.
Spricht die Wirtin: "Junges Blut,
Hast du Mantel, Stab und Hut;
Trink und laß dich pfänden,
Trink und laß dich pränden.'
Da vertrank der Wanderknab'
Mantel, Hut und Wanderstab,
Sprach betrübt: "Ich scheide.
Fahre wohl, du kühler Trank,
Lindenwirtin, jung und schlank,
Schönste Augenweide,
Schönste Augenweide."
Spricht zu ihm das schöne Weib:
"Hast ja noch ein Herz im Leib,
Laß mir's, trauter Wandrer!"
Was geschah? - Ich tu's euch kund:
Auf der Wirtin rotem Mund
Brannte heiß ein andrer,
Brannte heiß ein andrer.
Der dies neue Lied erdacht,
Sang's in einer Sommernacht
Lustig in die Winde.
Vor ihm stand ein volles Glas,
Neben ihm Frau Wirtin saß
Unter der blühenden Linde,
Unter der blühenden Linde.
Aus: Rudolf Baumbach | "Lieder eines fahrenden Gesellen" | Stuttgart und Berlin | J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachf. | Rheinlieder Nr. 3. F.
urn:nbn:de:gbv:700-2-0002329-5
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:700-2-0002329-5
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