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Hermann Ludwig Allmers (* 11. Februar 1821 in Rechtenfleth; † 9. März 1902 ebenda) war ein deutscher Schriftsteller. Als „Marschendichter“ schrieb er vor allem über Kultur und Landschaft seiner nordwestdeutschen Heimat.
Hermann Allmers wuchs als einziges Kind wohlhabender Eltern auf. Sein Vater Wirich entstammte einer angesehenen Osterstader Bauernfamilie, seine Mutter war eine Pastorentochter aus Sandstedt. Allmers’ Eltern fühlten sich einem aufgeklärten Christentum verpflichtet. Wegen der schlechten Schulsituation in der Osterstader Marsch erhielt Allmers Unterricht durch Hauslehrer und war darüber hinaus auf autodidaktische Studien angewiesen. Der Junge interessierte sich zuerst für Naturkunde, insbesondere die tropische Botanik. Später weckten die Hauslehrer sein Interesse an der Antike und der Geschichte, insbesondere der Geschichte seiner Heimat. Der Vater ermöglichte dem Sohn mehrere Reisen durch Deutschland, die Alpen und Oberitalien, über die Allmers in Prosa und Lyrik mit großem Erfolg in Bremer Zeitungen berichtete. In den 1840er-Jahren wirkte Hermann Allmers vor allem auf dem Gebiet der Volksbildung (Gründung eines Gesangsvereins und einer Volksbibliothek), seine Motivation war dabei politisch (Allmers fühlte sich den Zielen des Vormärz verpflichtet). Nach dem Tod des Vaters 1849 übernahm er den elterlichen Hof.
Auf seinen Reisen lernte Allmers bekannte und ihn prägende Persönlichkeiten kennen. 1845 führte ihn eine erste Reise u. a. zu Friedrich Ludwig Jahn nach Freyburg (Unstrut). Bei einem längeren Aufenthalt in Berlin lernte er 1856 Carl Ritter, den Begründer der vergleichenden Geographie, und Franz Kugler kennen, mit dem Allmers wissenschaftlich-künstlerische Interessen teilte. Ritter ermunterte ihn zur Weiterarbeit an seinen Norddeutschen Vegetationsbildern, die dann 1858 als Marschenbuch veröffentlicht wurden.
Auf einer zweiten Alpenreise traf er 1856 in Zürich mit den Schriftstellern Adolf Stahr und Fanny Lewald zusammen. Am 6. Juni 1856 wurde er in die Freimaurerloge Zum Oelzweig in Bremen aufgenommen. 1858 erschien das Marschenbuch mit dem Untertitel Land- und Volksbilder aus den Marschen der Weser und Elbe, die erste geschlossene Darstellung einer deutschen Landschaft. Dieses Buch erregte die Aufmerksamkeit von Wilhelm Heinrich Riehl, dem Begründer der wissenschaftlichen Volkskunde, der den Autor in Rechtenfleth besuchte und ihn in die Königliche Tafelrunde einführte, der auch Emanuel Geibel angehörte.
Ebenfalls 1858 unternahm er seine wichtigste und längste Reise; sie führte ihn für 15 Monate nach Italien. Auf Ischia lernte er seinen lebenslangen Freund Ernst Haeckel kennen, mit dem er eine Woche lang über die Insel wanderte, nach Neapel fuhr, den Vesuv bestieg, Capri besuchte und intensiv wahrgenommene Naturerlebnisse teilte. In Rom versammelte er einen Kreis deutscher Künstler um sich, der sich täglich in einem Café an der Piazza Colonna traf und sich daher Colonna-Gesellschaft nannte. Seine Eindrücke verarbeitete er in dem Buch Römische Schlendertage.
Eine weitere wichtige Begegnung war ab 1894 seine enge Freundschaft mit dem von ihm als Wahlneffen titulierten Hans Müller-Brauel, der ihn 1895 auf seinen Reisen nach Süddeutschland begleitete. 1896 dann Trennung von Müller-Brauel, dem intrigantes Verhalten und „indiskreter Umgang mit Allmers’ Briefsammlung“ vorgeworfen wurde. 1897 publiziert Müller-Brauel seine biographischen Skizzen über Allmers: Der Marschdichter Hermann Allmers. Eine litterarisch-biographische Skizze.
Zu dem Kreis der Allmersschen „Wahlneffen“ zählten auch Harro Magnussen, Erwin Küsthardt und Walter Haeckel.
Aus Italien heimgekehrt, ließ Allmers seit 1860 sein Haus und seinen Garten mit Hilfe seiner Künstlerfreunde neu gestalten. Der Wohnteil des Gehöfts wurde aufgestockt und mit einem Stufengiebel versehen. Den Fassadenschmuck besorgte der mit Allmers befreundete Bildhauer Diedrich Kropp. Im Inneren schuf Allmers – als Spiegel seiner Weltsicht und seines eigenen Schaffens – übereinander liegend ein römisches Zimmer und den sog. Marschensaal.
Während der von Arthur Fitger ausgemalte Antikensaal der Aufstellung von Abgüssen antiker Plastiken diente, ließ Allmers den darüber liegenden Saal von Heinrich von Dörnberg, Erwin Küsthardt (nach Vorlage Otto Knilles), Hugo Händler und Fitger mit Gemälden ausstatten. Diese Bilder machen das Allmers-Haus zu einem Geschichtsschrein der Landschaften an der deutschen Nordseeküste. Mit dem Umbau seines Hauses verfolgte Allmers die Absicht, seiner Heimat einen künstlerisch-historischen Bildungsort zu schaffen; deshalb stand es schon zu seinen Lebzeiten jedermann frei, das Haus zu besichtigen.
Als 1862 im Königreich Hannover ein lutherisch-orthodoxer Katechismus eingeführt werden sollte, setzte sich Allmers vehement für die Beibehaltung des bisher geltenden aufgeklärten Katechismus von 1790 ein und beteiligte sich 1863 als Synodaler an der Einführung einer lutherischen Landessynode, in der auch Laien vertreten sein sollten. Mit seiner Schrift Die Basilika als Vorbild protestantischen Kirchbaus beteiligte er sich an der öffentlichen Diskussion um den Bau neogotischer Kirchen. Seine religiösen Dichtungen unter dem Titel Fromm und Frei (1889) treten für eine undogmatische Auffassung des Christentums ein.
In Bremen initiierte und finanzierte Hermann Allmers 1864 die Anbringung eines Portraitmedaillons aus Bronze für Johann Gottfried Seume nach dem Entwurf des Künstlers Victor von Meyenburg (Einfassung aus hellgrauem Granit) am Arbeitshaus an der Straße Herrlichkeit, weil sich hier die Stelle befand, an der der zum Militärdienst gepreßte Seume mit Hilfe von Bremer Bürgern die Flucht gelungen war: Seume soll an dieser Stelle vom Schiff gesprungen sein.
Hermann Allmers war regelmäßiger Gast beim Maler Georg Müller vom Siel in der Künstlerkolonie Dötlingen. Hier trafen sich unter anderem der Dichter Georg Ruseler, der Maler und Dichter Arthur Fitger, der Maler Ludwig Fischbeck, der Redakteur Wilhelm von Busch und die Grafikerin Marie Stein-Ranke. Auch zu den Malern in der Künstlerkolonie Worpswede hatte Hermann Allmers regelmäßigen Kontakt. Die Spuren dieser und anderer lebenslanger Freundschaften finden sich bis heute in Allmers’ Nachlass, der mehr als 11.000 Briefe umfasst. Der Kreis der Briefpartner ist breit gestreut, vom Nobelpreisträger bis zum Strafgefangenen.
Er war ein Freund und Förderer der Kunst und Kultur seiner Heimat. 1882 gründete er den Heimatbund der Männer vom Morgenstern und auf der westlichen Seite der Weser den Rüstringer Heimatbund. Beide Vereine bestehen bis heute und haben jeweils etwa 1.500 Mitglieder.
Er ruht in einem bereits 1852 geschaffenen Gruftgewölbe auf dem Rechtenflether Friedhof unter einem aufgeschütteten baumumstandenen Hügel.
Allmers war gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch seine Lyrik und Prosa ein sehr bekannter Schriftsteller. Heute ist er außerhalb Nordwestdeutschlands weitgehend vergessen. Die Literaturwissenschaft tut sich schwer mit der Generation von Schriftstellern, die Hermann Allmers schätzte und zu der er selber zählte. Wie ihre gleichaltrigen Kollegen auf dem Gebiet der bildenden Künste so fügen sich auch Emanuel Geibel, Friedrich Bodenstedt, Julius Grosse und Paul Heyse nicht dem wissenschaftlichen Fortschrittsparadigma und so werden ihre Werke heute häufig abgetan als formalistisch oder zu ihrer Zeit schon obsolet.
Als wichtigste Prosawerke von Hermann Allmers gelten das Marschenbuch (1858) und die Römischen Schlendertage (1869), nach Johann Wolfgang von Goethes Italienischer Reise das meistverbreitete Italienbuch deutscher Sprache (in zwölf Auflagen erschienen).
Allmers ist der Dichter des bekannten Studentenlieds Dort Saaleck, hier die Rudelsburg (1846). Als er mit Studenten aus Jena und Halle (Saale) auf Wanderschaft war, inspirierte ihn die reizvolle Lage der Ruine auf einem Felsen über der Saale, die viele Studenten anlockte und die Burg zu einem beliebten Wanderziel machte. Das Lied wurde später zum Erkennungslied der Corpsstudenten, deren jährlicher Treffpunkt die Rudelsburg war und seit 1994 wieder ist.
Zwei Gedichte von Allmers wurden von Johannes Brahms vertont: Feldeinsamkeit (op. 86 Nr. 2) und Spätherbst (op. 92 Nr. 2).