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Carl Maria Friedrich Ernst von Weber (* 18. oder 19. November 1786 in Eutin, Hochstift Lübeck; † 5. Juni 1826 in London) war ein deutscher Komponist, Dirigent und Pianist.
Die Familie seiner Mutter, der Opernsängerin und Schauspielerin Genovefa Weber, stammte aus Marktoberdorf; die Vorfahren väterlicherseits kamen aus Stetten (Lörrach). Carl Maria von Weber wurde Ende 1786 in Eutin geboren. Webers Vater Franz Anton von Weber führte das Adelsprädikat eigenmächtig und behauptete, von einer – damals bereits ausgestorbenen – süddeutschen Familie gleichen Namens abzustammen. Er war unter anderem als Musiker und Kapellmeister tätig und gründete 1789 eine reisende Theatertruppe, bei der auch seine Kinder aus erster Ehe mitwirkten. Während des Aufenthalts der Familie in Salzburg, wo Franz Anton von Weber seit 1797 als Kapellmeister und Schauspieldirektor tätig war, verstarb seine Frau Genovefa Weber. Nach ihrem Tod und seinem Scheitern als Theaterunternehmer versuchte er, seinen Lebensunterhalt dadurch zu bestreiten, den kleinen Carl Maria als Wunderkind zu präsentieren, was aber auch nicht nach seinen Vorstellungen gelang. Nach seinem Umzug nach München schrieb er in einem Brief an Franz Kirms in Weimar am 19. Januar 1799: „Mein 11jähriger Karl küßt die Hände, ein Talent gottlob! der ersten Gattung, da er schon die erste Oper componirt, ein Schüler von Michel Haydn. […] Gott sey es gedankt! er hat das Glück, daß man ihn hier nicht anderst als der kleine Mozardt heißt.“ Im sächsischen Freiberg wurde die Oper Das Waldmädchen des Vierzehnjährigen aufgeführt, die allerdings nur geringe Anerkennung fand.
Carl Maria, ein Cousin von Mozarts Frau Constanze, hatte ersten professionellen Unterricht im Klavierspiel, in Harmonielehre und Tonsatz von Kammermusiker Johann Peter Heuschkel erhalten, der in der Kapelle des Hildburghäuser Herzogs Friedrich als Organist, Pianist und Oboist angestellt war. Weitere Lehrer Webers waren in München Johann Evangelist Wallishauser (Künstlername: Valesi; Gesang) und Johann Nepomuk Kalcher (Komposition) sowie in Salzburg Michael Haydn, der Bruder Joseph Haydns. Maßgeblich für Webers späteren Erfolg als Komponist war aber der Unterricht bei Abbé Georg Joseph Vogler 1803/04 in Wien und später noch einmal in Darmstadt, dort als „Mitschüler“ des jungen Meyer Beer (Giacomo Meyerbeer).
1804 wurde Weber Kapellmeister am Theater in Breslau. Erst siebzehnjährig und ohne entsprechende Berufserfahrung erwarb er sich durch seine ernsthafte Probenarbeit große Anerkennung. Auch wegen der politischen Entwicklung in Preußen blieb er aber nur bis zum Sommer 1806. Bis zum Februar 1807 lebte er als Gast des preußischen Generals Herzog Eugen von Württemberg auf dessen kleinem Schloss in Carlsruhe (heute Pokój bei Oppeln in Polen). Der General, der gegen Napoleon gekämpft hatte, empfahl Weber nach Stuttgart zu seinem Bruder Friedrich, der – mit den Franzosen verbündet – von Napoleon zum König von Württemberg erhoben worden war. Weber fand aber bei Hofe keine Anstellung als Musiker, sondern musste einem weiteren Bruder des Königs, dem „Herzog Louis“ als Sekretär dienen, fand deshalb aber wieder Zeit zu intensivem Komponieren.
Ohnehin selbst hochverschuldet, wurde Weber durch seinen Dienstherrn in eine Stuttgarter Korruptionsaffäre hineingezogen, so dass er – zusammen mit seinem Vater – Anfang 1810 aus Württemberg ausgewiesen wurde. Franz Anton von Weber nahm Wohnung in Mannheim, Carl Maria wirkte zunächst auch dort als freischaffender Pianist, Dirigent und Komponist, wie in den folgenden drei Jahren auch in Frankfurt, wo seine Oper Silvana uraufgeführt wurde, und in München, wo er den Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann kennenlernte, der ihn zu wichtigen Werken für dieses Instrument inspirierte. Förderung fand er nun auch am Hofe von Emil Leopold August, Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg und durch bürgerliche Kreise in Berlin.
Von 1813 bis 1816 war er Operndirektor am Ständetheater in Prag. In dieser Zeit wurde sein Name in den deutschen Staaten besonders durch seine Vertonungen mehrerer Gedichte von Theodor Körner (u. a. Lützows wilde verwegene Jagd) bekannt, was Weber im späteren 19. Jahrhundert den Ruf einbrachte, ein „politischer“ Musiker gewesen zu sein.
Ab 1817 wirkte er als Königlicher Kapellmeister und Direktor der deutschen Oper am Dresdner Hoftheater. Heinrich Carl Graf Vitzthum von Eckstädt, der Direktor der musikalischen Kapelle und des Theaters, konnte Webers Berufung nur gegen den Widerstand des sächsischen Königs und des Ministers Grafen Einsiedel durchsetzen. Die vom Hof favorisierte italienische Oper des Hoftheaters leitete Francesco Morlacchi, mit dem zusammen Weber auch für die Kirchenmusik an der katholischen Hofkirche zuständig war. Beide Musiker standen zueinander nicht nur in lebhafter Konkurrenz; ebenso arbeiteten sie eng zusammen, da sie sich auch als gegenseitige Urlaubsvertretung brauchten, so dass Weber auch mit großem Beifall aufgenommene Operneinstudierungen der „Italiener“ erarbeitete.
Am 30. Januar 1817 hatte Weber mit einer Aufführung von Méhuls Joseph (unter dem Titel Jakob und seine Söhne) das neue deutsche Opern-Departement eröffnet, wie er zuvor auch schon in Prag einen „deutschen Opernspielplan“ mangels geeigneter Werke nur mit Adaptionen französischer Titel verwirklichen konnte. In Dresden führte Weber auch seine schon in Breslau begonnene Praxis einer systematisch organisierten Probenarbeit erfolgreich fort.
1817 heiratete er die Sängerin und Schauspielerin Caroline Brandt, die er schon 1810 in Frankfurt als Silvana in seiner gleichnamigen Oper kennengelernt und 1813 nach Prag engagiert hatte. Ihr gemeinsamer Sohn Max Maria von Weber, beim Tod seines Vaters erst vier Jahre alt, wurde ein wichtiger Eisenbahningenieur, schrieb aber auch eine erste umfangreiche Biografie seines Vaters, die aufgrund ihres sehr freien Umgangs mit den historischen Fakten, wie sie mittlerweile von den Wissenschaftlern der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe erforscht wurden, nicht mehr als verlässliche Quelle herangezogen werden kann.
Als musikalischer Leiter der deutschen Oper in Dresden trat Weber in Beziehung zu dem Rechtsanwalt und Mitherausgeber der Dresdner Abendzeitung, Johann Friedrich Kind, der sich als vielseitiger Schriftsteller im geistigen Leben Dresdens profiliert hatte. Inspiriert durch das Gespensterbuch schuf Weber auf ein Libretto von Kind seine populärste Oper Der Freischütz, deren Schicksalsdrama dem damaligen Zeitgeist mit seinen Neigungen zu übersinnlichen Stoffen entsprach. Ursprünglich hatte die Oper den Arbeitstitel „Die Jägersbraut“. Der Seifersdorfer Carl Graf von Brühl (Enkel von Heinrich von Brühl), der von 1815 bis 1828 Intendant der königlichen Theater in Berlin war, bat Weber mehrfach seine Oper fertigzustellen und gab auch den entscheidenden Hinweis darauf, dass die Oper „Der Freischütz“ heißen sollte. Weber besuchte Brühl auch in Seifersdorf und führte einen regen Briefwechsel mit dem Intendanten. So bat Weber in einem Brief vom 12. August 1819 um einen Besuch in Seifersdorf und wollte Brühl seine Oper nach Seifersdorf zur Durchsicht schicken. Unter der Intendanz von Carl Graf von Brühl und Webers musikalischer Leitung wurde Der Freischütz am 18. Juni 1821 im Berliner Schauspielhaus am Gendarmenmarkt mit aufsehenerregendem Erfolg uraufgeführt. Zu einer weiteren Zusammenarbeit mit Kind kam es nicht, da dieser sich von Weber nicht ausreichend am finanziellen Erfolg des gemeinsamen Werks beteiligt fühlte. Über die Entstehung des Freischütz und auch die Zusammenarbeit Weber/Brühl drehte die DEFA 1986 den Film Der Freischütz in Berlin. Dieser Film wurde an Originalschauplätzen u. a. Seifersdorf gedreht und 1987 erstmals im DDR-Fernsehen ausgestrahlt.
Am 13. Februar 1985 wurde auf den Tag 40 Jahre nach der Zerstörung Dresdens die Semperoper mit dem Freischütz in Gegenwart der Partei- und Staatsführung der SED wiedereröffnet. Es war das Werk, mit dem das Opernhaus am 31. August 1944 geschlossen wurde. Anlässlich des 30. Jahrestages der Wiedereröffnung der Semperoper wurde im Mai 2015 ein Semperopenair ebenfalls mit dem Freischütz begangen.
Im heutigen Dresdner Stadtteil Hosterwitz bei Pillnitz befindet sich das Carl-Maria-von-Weber-Museum im ehemaligen Sommerhaus des Komponisten. Er schrieb dort wesentliche Teile der Opern Euryanthe und Oberon. Sonst lebte Weber in der Stadt Dresden u. a. im Haus Altmarkt 9. In seinen Dresdner Jahren entstanden auch zahlreiche Instrumentalwerke, darunter seine bekannteste Klavierkomposition Aufforderung zum Tanz. Für den sächsischen Hof schuf er zahlreiche Fest- und Huldigungskompositionen sowie zwei Messen.
Carl Maria von Webers Schriften sind wichtige Dokumente über die Musik und das Theater seiner Zeit. Seine musikalischen und dramaturgischen Artikel über eigene Werke, vor allem aber über solche seiner Zeitgenossen, fanden großes Interesse. Sein in Fragmenten erhaltener unvollendeter Roman über ein Künstlerleben – mit autobiografischen Zügen – bezeugt seinen auch schriftstellerischen Ehrgeiz.
Anfang 1826 reiste Weber, schon erheblich von seiner chronisch gewordenen Tuberkuloseerkrankung geschwächt, zur Uraufführung des Oberon nach London. Unterwegs besuchte er Paris und traf dort viele wichtige Kollegen, unter ihnen Gioachino Rossini. Er gab in London zunächst zahlreiche Konzerte und wurde dann für seine neue Oper vom englischen Publikum gefeiert. Er hatte sich in Oberon sehr weit auf die – ganz anderen – Konventionen des britischen Theaters eingelassen und zuhause dafür gute Englischkenntnisse erworben. Er dirigierte trotz stärkster Beschwerden noch mehrere Wiederholungsaufführungen und gab weitere Konzerte. In der Nacht zum 5. Juni 1826 starb er im Hause seines Gastgebers George Smart. Am 21. Juni 1826 wurde er in einem Bleisarg in einer Gruft der römisch-katholischen Kirche St Mary Moorfields in London unter großer Anteilnahme beigesetzt; prominente Kollegen führten Teile von Mozarts Requiem auf. 18 Jahre später wurde Webers Sarg nach Dresden überführt. Dort wurde Weber auf dem Alten Katholischen Friedhof beigesetzt. Richard Wagner, der die Musik Webers bereits seit seiner Zeit in Dresden um 1826 schätzte, begründete in seiner Grabrede durch die Behauptung, dass „nie ein deutscherer Musiker“ gelebt habe als Weber, das langlebige Missverständnis Webers als eines deutschen „Nationalkomponisten“.
Eutiner Festspiele und Eutiner Weber-Tage
Seit 1951 finden aus Anlass des 125. Todestags Webers in seiner Geburtsstadt Eutin, in der auch eine (von Paul Peterich geschaffene) Büste im Weberhain an den Komponisten erinnert, auf einer Freilichtbühne die Eutiner Festspiele statt, bei denen häufig seine Opern aufgeführt werden. Weiterhin erinnern die Eutiner Weber-Tage mit einer alljährlichen Veranstaltungsreihe an den großen Sohn der Stadt.
1990 wurde der Asteroid (4152) Weber nach ihm benannt. Gleiches gilt bereits seit 1961 für das Weber Inlet, eine Bucht der Alexander-I.-Insel in der Antarktis.
Die Abkürzung „J.“ bezieht sich auf das Werkverzeichnis, das Friedrich Wilhelm Jähns 1871 in Berlin herausgebracht hat. In Zukunft werden die Werkverzeichnis-Nummern der Neuen Gesamtausgabe gültig sein.
Im Verlag Schott (Mainz) erschienen im Rahmen der Weber-Gesamtausgabe bis 2015 neun Bände der Weber-Studien.
Die Internationale Carl-Maria-von-Weber-Gesellschaft publiziert seit 1992 jährlich einen Band der Weberiana.
Eine lückenlose Weber-Bibliografie wird von der Weber-Gesamtausgabe ständig aktualisiert und ist online einsehbar.